Donnerstag, 26. April 2012

Es wird knapp



Der zweiwöchige Abwärtstrend wurde in der dritten Aprilwoche endlich überwunden. Obwohl der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) wegen des anhaltenden Verkaufsdrucks bei Apple nicht daran teilnahm, weist dieser Index in dieser Tabelle seit vier Wochen das größte Plus in diesem Jahr auf (grüner Pfeil).

Die vierte Aprilwoche begann mit einem politisch bedingten Verkaufsdruck aufgrund der enttäuschenden Vorwahlen in Frankreich. Die eigentlichen Präsidentschaftswahlen am 6. Mai in Frankreich stellen eine Bewährungsprobe für den Euro-Raum dar. Auch die politische Zuspitzung in den Niederlanden verunsicherte Anleger. Der Pessimismus dauerte jedoch nur einen Tag an und die Verluste zu Wochenbeginn wurden bis zum Donnerstag mehr als aufgeholt. Erst am Montag, dem letzten Handelstag im April, fällt die Entscheidung, ob es noch zu einem positiven Monatsabschluss kommt. Während der DAX kaum Chancen hat und auch der NASDAQ relativ weit zurückliegt, können es der Dow Jones und S&P 500 durchaus schaffen, aber es wird knapp. Egal was noch kommt, dieser April wird auf keinen Fall sein Image als bester Börsenmonat für den Dow Jones bestätigen.

Ein Blick in die Börsengeschichte zeigt, dass nach großen Börsen-Baissen mit Indexverlusten von über 50% die anschließende Erholung trotz Unterbrechungen mindestens vier Jahre (1.000 Handelstage) dauert. Von den drei hier angeführten Beispielen - 1932, 1942 und 2002 - gleicht die Hausse, die im März 2009 begann (blaue Linie), der fünf jährigen NASDAQ-Hausse (graue Linie) von 2002 - 2007 bisher am meisten. Nach rund 600 Handelstagen, was 29 Monaten entspricht, kam es im August/September 2011 zu einer kurzen, politisch bedingten Baisse (rote Schattierung), bevor sich der Aufwärtstrend im Oktober fortsetzte. Die Höchststände sind noch nicht erreicht, auch wenn im Sommer wieder etliche politische Probleme zu lösen sind.

 
Die Lagerbestände beim Rohöl sind von dem Tiefstand zu Jahresbeginn (roter Pfeil) deutlich gestiegen und liegen nur geringfügig unter der Höchstmarke vom Vorjahr (grüner Pfeil und Schattierung). Dies deutet auf einen Preisrückgang in den kommenden Monaten hin. Daher rate ich weiterhin zur Zurückhaltung bei Ölwerten, auch wenn es eine Minderheitsansicht ist.

Das folgende Video passt zur aktuellen Börsensituation. Es zeigt einen riskanten Drahtseilakt, aber am Ende winkt der Erfolg! Zum Sehen die nächste Zeile anklicken.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Mein nächster Blog erscheint erst am Montag, den 7. Mai.

Information zum Bild unter:

Heiko Thieme




Montag, 16. April 2012

Nervosität














Wall Street erlebte nicht nur die schwächste Börsen-Woche in diesem Jahr sondern gleichzeitig auch die schlechteste Zwei-Wochenphase seit November. Am Freitag kam es zu einem allgemeinen Verkaufsdruck, wobei der Silberpreis (roter Pfeil) am meisten nachgab und der Euro das geringste Minus aufwies (hellroter Pfeil). Den größten Wochenverlust verzeichnete der DAX (roter Pfeil), während das Gold als Sieger hervorging (grüner Pfeil). Der Freiverkehrsmarkt (NASDAQ) führt die bisherige Jahresliste an (grüner Pfeil); der Euro dagegen liegt nur knapp im Plus.


Der April ist normalerweise der beste Börsenmonat für den Dow Jones. Davon ist diesmal bisher wenig zu verspüren. Das vorläufige Monatsminus beträgt über zwei Prozent; nur vier der bisher 10 Börsentage im April endeten im Plus. Zwar kann das Minus noch aufgeholt werden, jedoch wird es kaum zu einem herausragenden April-Resultat reichen. Dennoch sollten Börsianer nicht unzufrieden sein. Seit Beginn dieser Hausse Anfang Oktober hatte der Dow Jones innerhalb von sechs Monaten fast 25% zugelegt, der S&P 29% und der NASDAQ 34%, während der DAX vom 12. September bis Mitte März sogar auf ein Plus von 41% kam. Eine Atempause bis hin zu einer Konsolidierung war somit überfällig und signalisiert keinesfalls das Ende dieses globalen Börsenaufschwungs. Auch eine Sommerpause sollte nicht überraschen, da zu viele wirtschaftliche und politische Probleme bisher ungelöst.sind, und das nicht nur in den USA. Selbst eine Korrektur von bis zu 12% schließe ich dabei nicht aus. Am Jahresende werden jedoch die Börsen-Indizes deutlich höher stehen als heute. Mit neuen Rekordhöhen rechne ich allerdings nach wie vor nicht in diesem Jahr.














Der Dow Jones Index liegt 17% (hellblauer Pfeil) unter seinem  inflationsbereinigten Rekordhoch von 1999 (roter Pfeil). Immer wenn der Dow Jones die rote Widerstandslinie erreicht bzw. überschritten hatte ( roter, orange und gelber Pfeil), war dies ein klares Verkaufssignal. Fiel der Index dagegen auf die grüne Unterstützungslinie (hellgrüner Pfeil 1932 und grüner Pfeil 1982), so erwies sich dies als eine ausgezeichnete Kaufgelegenheit. Sich allerdings nur auf diese wenigen  Signale zu konzentrieren, hätte viele Gewinnmöglichkeiten außer Acht gelassen. Momentan steht Selektivität im Vordergrund. Wer ewig Zuschauer bleibt, kann nie gewinnen.












Börsianer reagierten nervös, als die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung am Donnerstag deutlich anzogen (roter Pfeil).  Solche Ausschläge hat es jedoch in der Vergangenheit häufig gegeben, ohne dabei den längerfristigen Abwärtstrend zu beenden. Dennoch sind die jüngsten Daten ein Warnsignal, dass die deutlichen Verbesserungen am US-Arbeitsmarkt sich nicht in gleicher Weise fortsetzen werden. Dies wäre eine Belastung für die Wiederwahlchancen von Präsident Obama im November.














Der Inflationsdruck lässt wieder etwas nach. Die Verbraucherpreise fielen im März von knapp 3% auf 2,6% (roter Pfeil). Gleichzeitig zog die Kernrate ohne volatile Nahrungsmittelpreise und Energiekosten etwas an (blauer Pfeil) und liegt damit leicht über der von der Notenbank angestrebten 2%-Marke (grüne Linie). Die aktuelle Situation erfordert jedoch keine Zinsinitiative von den Währungshütern. 


Einzelhandelsumsätze waren im März erfreulich stark (grüner Pfeil) und setzten damit den Erholungstrend seit Jahresbeginn fort (grüne Schattierung). Dies stabilisierte auch die Trendlinie gegenüber dem Vorjahr (blauer Pfeil). Börsianer begrüßten diese Daten zu Wochenbeginn mit  Kursverbesserungen. Allerdings nahmen an dieser allgemeinen Erholung die beiden Technologiegiganten - Apple und Google - nicht teil. Sorgen über die Gewinnmargen waren hierfür der Grund. Während Google in zwei Tagen fast 7% einbüßte, verlor Apple innerhalb einer Woche sogar 10%, nachdem am vergangenen Dienstag die Marktkapitalisierung während der Börsensitzung kurzfristig über 600-Milliarden-Dollar gestiegen war. Apple ist damit die zweite Aktie der Welt, die über die 600-Milliarden-Grenze stieg. Zuvor war es Ende 1999 Microsoft, die auch nur kurzfristig diese Messlatte überschritten hatte. Danach fiel der Aktienkurs innerhalb eines Jahres um fast 65%. Auch heute, nach über 12 Jahren, notiert Microsoft  noch fast 50% unter seinem allzeitigen Hoechststand. Während die Marktkapitalisierung von Apple in nur fünf Börsentagen um 60 Milliarden Dollar schrumpfte (!), ist ein Kursverfall wie bei Microsoft vor über 12 Jahren nicht zu befürchten. Allerdings steht die Aktie auch nicht auf meiner Empfehlungsliste.


Weitere Analysen und Einschätzungen auf der Hotline. Vom 27. bis 29. April werde ich auf der Invest Stuttgart Vorträge halten und Interviews geben. Dies ist die größte Anlegermesse in Deutschland. Mein nächster Blog erscheint am Montag, den 23. April.




























Details zum Poster unter:
Heiko Thieme

Montag, 9. April 2012

Frohe Ostern trotz Fragezeichen











Die um einen Börsentag verkürzte erste Aprilwoche - am Karfreitag waren die Börsen in Europa und USA geschlossen - verlief trotz des festen Wochenauftakts negativ. Der DAX steckte dabei den größten Wochenverlust ein (roter Pfeil) und weist seit seinem bisherigen Jahreshoch von Mitte März ein Minus von über 5% auf und befindet sich damit in einer Konsolidierung. Trotzdem bleibt das bisherige Jahresplus von knapp 15% eindrucksvoll. Lediglich der Ölsektor.konnte sich dem allgemeinen Verkaufsdruck auf Tages- und Wochenbasis widersetzen (grüne Pfeile). Allerdings liegen die aktuellen Notierungen bei WTI und Brent teilweise deutlich unter ihren bisherigen Jahreshochs vom Februar. Ich rechne weiterhin mit niedrigeren Ölpreisen in den kommenden Monaten.


Enttäuschende Arbeitsmarktdaten in den USA am Freitag werden den Wochenbeginn heute belasten, da Ostermontag kein Feiertag an Wall Street ist. Die 13.000-Marke wird beim Dow Jones zur Börseneröffnung unterschritten werden. Ein mehrfaches Testen dieses psychologischen "Meilensteins" hatte ich bereits prognostiziert. Obwohl die vergangene Woche beim Dow Jones Index das größte Wochen-Minus in diesem Jahr aufwies, kann der April, der normalerweise der beste Monat für den Dow Jones seit 1950 ist, noch im Plus enden. Entscheidend werden hierfür die Unternehmensgewinne des ersten Quartals sein, die morgen mit dem Aluminiumproduzenten Alcoa beginnen. 


Der Euro hat seinen bisherigen Jahresanstieg fast wieder abgegeben (hellgrüner Pfeil). Unter $1,30 ist der Euro wieder ein Kauf; ab $1,42 wird der US-Dollar wieder interessant.

Mit Manuel Koch vom DAF diskutierte ich am vergangenen Mittwoch an der NASDAQ meine Anlagestrategie. Zum Interview die nächste Zeile anklicken.

http://www.daf.fm/video/tipps-von-heiko-thieme-commerzbank-und-diese-aktien-kaufen-50153089.html













Börsianer gingen enttäuscht in das Osterwochenende, da die Arbeitsmarktdaten nicht den Erwartungen entsprachen. Anstatt der erhofften 200.000 neuen Arbeitsplätze wurden im März 'lediglich' 120.000 Neueinstellungen registriert. Damit bleibt der Arbeitsmarkt deutlich unterhalb der Trendlinie von 1961 bis 2001 (graue Linie). Während der Wirtschaftserholung von 2001 (grüner Pfeil) bis 2007 (hellblauer Pfeil) reichten die Neueinstellungen nicht ganz aus, um die Trendlinie wieder zu erreichen. Auch wenn die Zahl der Beschäftigten aktuell etwas über dem Niveau von 2001 liegt (blauer Pfeil und rote Linie), sind diese Zahlen weit von der langfristigen Trendlinie und den absoluten Hoechstmarken von 2008 entfernt. Die Rezession von 2008/2009 (roter Pfeil) war die schwerste in über 70 Jahren und weist weiterhin Narben am Arbeitsmarkt auf.














Die Arbeitslosenrate fiel im März mit 8,2% (blauer Pfeil) auf das niedrigste Niveau seit Februar 2009 (grüner Pfeil), der erste Monat nach dem Amtsantritt von Präsident Obama. Der Grund für den jüngsten Rückgang bei der Arbeitslosenrate beruhte nicht auf der gestiegenden Zahl der neuen Arbeitsplätze (120.000), sondern in erster Linie auf der geringeren Zahl der Arbeitssuchenden (Participation rate). Beide politischen Parteien werden die Arbeitsmarktdaten zum Thema im Wahlkampf im November machen. Während Präsident Obama darauf hinweisen wird, dass unter seiner Regierung in den vergangenen zwei Jahren vier Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, werden die Republikaner Obama wegen zu wenig Arbeitsplätze kritisieren. Die Wähler werden entscheiden, welche Argumente stichhaltig sind.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Zur Zeit stehen sieben Werte (drei DAX, zwei Dow Jones und zwei Edelmetallunternehmen) auf meiner Kaufliste Der nächste Blog erscheint am Montag, den 16. April.





















Details zum Bild unter:
http://www.sebthieme.com/Drawings/Street-figueras.html


Heiko Thieme