Montag, 7. November 2011

Krisen ohne Ende


  Der griechische Regierungschef Papandreou begann vergangene Woche politischen Selbstmord und kostete die Weltbörsen dabei innerhalb von zwei Tagen über drei Billionen Dollar. Dies ist mehr als das Zehnfache des Bruttoinlandsprodukts von Griechenland. Sein überraschender Vorschlag, über das mit den Euroländern mühsam ausgehandelte Sanierungspaket eine gesetzlich nicht vorgeschriebene Volksabstimmung abzuhalten, löste an den Aktienmärkten eine Verkaufspanik aus. Gleichzeitig endete damit die eindrucksvolle vierwöchige Aktienrallye im Oktober. Besonders hart traf es wieder einmal den DAX auf Tages- und Wochenbasis (rote Pfeile). Auch seit Jahresbeginn liegt der Deutsche Aktienindex hinten (roter Pfeil). Gestern kündigte Papandreou seinen Rücktritt an und eine Volksabstimmung wird es nicht geben. Damit ist die Verschuldung Griechenlands zwar noch lange nicht gelöst, jedoch gewinnt Europa Zeit. Italien gilt als nächstes Sorgenkind, falls Berlusconi nicht die notwendige Mehrheit für sein Sparprogramm im Parlament findet. Auch Spanien bleibt auf der Beobachtungsliste. 


Neben Europa kämpfen auch die USA mit einer zu hohen Verschuldung bei relativ geringem Wirtschaftswachstum, was die Wiederwahl von Präsident Obama In genau einem Jahr in Frage stellt. Das Gipfeltreffen der G-20 Länder in Cannes wurde am Donnerstag und Freitag von der Griechenland-Problematik überschattet und erzielte keine entscheidenden Ergebnisse. Die finanzielle Stärke der früheren Schwellenländer - Brasilien, Russland, Indien und besonders China - kann und wird die globalen Machtverhältnisse in den kommenden Jahren stark verändern. China könnte mit seinen Währungsreserven in Höhe von über drei Billionen Dollar sowohl Europa als auch den USA eine entscheidende Unterstützung anbieten. Vor 20 Jahren, als der Eiserne Vorhang fiel,  wäre eine solche Überlegung noch unvorstellbar gewesen. Die strategischen Rückschlüsse und Anlageüberlegungen hieraus werden auf der Hotline diskutiert.

Texas-Öl stieg am meisten im Oktober (grüner Pfeil), während das Nordsee-Öl (Brent) den Tages- und Wochensieger stellte (Grüne Pfeile). Gold weist dagegen seit Jahresbeginn den größten Anstieg auf (grüner Pfeil). Meine Präferenz bei den Edelmetallen bleibt jedoch Platin.




Statistiken beeinflussen häufig den Börsenalltag, obwohl sie oft sehr unzuverlässig sind. Dies trifft besonders auf die monatlichen Arbeitsmarktdaten zu. Anfang September fiel der Dow Jones innerhalb weniger Tage um rund 5%, als die Augustdaten keine neuen Arbeitsplätze aufwiesen. Zwei Monate später stellt sich jetzt heraus, dass diese Statistik falsch war und im August tatsächlich über 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden! Gleichzeitig wurden die ursprünglichen September Zahlen von 103.000 auf 158.000 hochrevidiert - eine Verbesserung von 50%! Die Börse nahm jedoch diese positiven Daten ohne Beifall auf. Die neuesten Zahlen für Oktober lagen mit 80.000 neuen Arbeitsplätzen etwas unter den Erwartungen und trugen so zum negativen Tagesergebnis der Börse mit bei, obwohl die Arbeitslosenrate mit 9,0 % sogar etwas gefallen war. 

Kaum kommentiert wird dabei, dass es im öffentlichen Sektor - also beim Staat - seit Monaten ständig Entlassungen gibt, was die Arbeitslosenrate zwar belastet, aber die Staatsausgaben entlastet. Im September und Oktober wurden immerhin 57.000 staatliche Stellen gestrichen.

Fällt die Arbeitslosenrate bis Oktober nächsten Jahres auf bzw. unter die 8,5%-Marke (grüne Schattierung), so hat Präsident Obama gute Chancen, am 6. November 2012 wiedergewählt zu werden. Steigt die Arbeitslosenrate dagegen auf 9,5% oder mehr (rote Schattierung) so würde dies sicherlich sein politisches Ende bedeuten. Werden die Zahlen später revidiert, hat dies auf die Präsidentschaftswahlen keinen Einfluss mehr.










Der S&P 500 Index hat sich inflationsbereinigt seit 1942 (grüner Pfeil) trotz erheblicher Schwankungen (blaue Linie) bis heute (hellblauer Pfeil) im Jahresdurchschnitt (grüne Linie) um rund 3,5% verbessert. Ohne Inflationsabzug und unter Berücksichtigung reinvestierter Dividenden ergibt dies einen Jahreszuwachs von über 10%. Das untere Schaubild zeigt, dass in Phasen schwacher Arbeitsmarktdaten von Minus 2% (grüne Linie) die Börse keinesfalls fällt sondern immer gestiegen ist! Genauso war es kurz nach der Finanzkrise von 2008, als es zu Massenentlassungen kam und die Börse dennoch von März 2009 bis Ende April 2011 innerhalb von gut zwei Jahren 100% zulegte. Der Grund für diese überdurchschnittliche Hausse waren starke Gewinnverbesserungen. Der augenblickliche Zuwachs am Arbeitsmarkt liegt am oberen Rand (schwarzer Pfeil) des seit 1984 (roter Pfeil) zu beobachtenden Abwärtstrends (rote Linie). Dies signalisiert jedoch kein Ende des derzeitigen Börsenaufschwungs.












Vergangene Woche erwähnte ich im Blog, dass mit dem November die stärkste Börsenphase im Jahresverlauf beginnt. Wer $10.000 im US-Aktienmarkt seit 1950 nur zwischen den sechs Monaten von Mai bis Oktober investierte, weist heute nur noch $9.000 auf; also ein Verlust von 10% in 62 Jahren. Wer sich dagegen auf den Zeitraum von November bis April konzentrierte, kommt auf einen eindrucksvollen Betrag von $619.000. Dies entspricht einem jährlichen Plus von 7% pro Jahr. Bis Ende April 2012 rechne ich diesmal bei einer ausgeprägten Volatilität mit einem Anstieg zwischen 6% - 8% ; im vergangenen Jahr von November 2010 bis April 2011 waren es dagegen beachtliche 15%. Die ungelösten politischen Engpässe bei der Entschuldungsdiskussion sind der Grund für meine geringeren Erwartungen. 

Im Bausektor kann bald die Talsohle erreicht werden. Zwar weisen Bauinvestitionen immer noch ein Minus gegenüber dem Vorjahr auf, jedoch ist diese Lücke seit den Tiefstständen vor zwei Jahren (roter Pfeil) deutlich geschrumpft (grüner Pfeil). Bauwerte sind seit Anfang Oktober teilweise über 30% gestiegen und bestätigen damit meine Hotline Empfehlungen.
Die Weltbevölkerung erreichte vor einer Woche die 7 Milliarden-Marke. Die Entwicklung seit rund 2.000 Jahren zeigt die obige Tabelle, wobei die Jahreszahlen teilweise etwas aufgerundet sind. Bis zum Jahre 1650 nach Christi Geburt entwickelte sich das Bevölkerungswachstum mit 0,06% pro Jahr nur äußerst langsam, was einer Verdoppelung in 1.156 Jahren entspricht. Danach kam es zu einer 8-fachen Beschleunigung bis 1930, was eine Verdoppelung alle 140 Jahre bedeutet. Von 1930 bis 1975 kam es zu einer Verdoppelung innerhalb von nur 45 Jahren. Damit erreichte die Wachstumsrate ihren Höhepunkt.




Die Bevölkerungsdichte konzentriert sich auf Asien - China (blauer Pfeil) und Indien (grüner Pfeil), sowie Japan und Korea - und Zentral-Europa (gelber Pfeil) neben der Nord-Ost-Küste Amerikas. Ein Großsteil Amerikas ist dagegen unterbevölkert.

Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung wird von über 2% in den 60-er Jahren (blauer Pfeil) bis 2050 deutlich abnehmen (grüner Pfeil). Dennoch wird die Bevölkerungzahl  bis auf 10 Milliarden steigen, bevor sie im zweiten Teil dieses Jahrhunderts wieder auf 7 Milliarden zurückkommt. Dies ist allerdings meine persönliche Schätzung.
Der FTASE Index repräsentiert die 20 größten und liquidesten Unternehmen der Athener Börse. Dieser Index ist seit seinem Höchststand vom Oktober 2007 (roter Pfeil) fast 90% (gruener Pfeil) gefallen. Ähnlich stark war der Einbruch vom Dow Jones Index während der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass die führenden Unternehmen von Griechenland die momentane Verschuldungskrise des Staates nicht überleben. Eine Verdoppelung innerhalb von drei Jahren würde mich nicht überraschen. Dies ist keine Anlage für nervöse oder nervenschwache Anleger, sondern eignet sich nur für risikobereite Investoren. Auch gibt es hierauf keinen Garantieschein!

Weitere Betrachtungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 13. November.

























Heiko Thieme