Montag, 7. Februar 2011

Fragezeichen



Seit Anfang Dezember befindet sich der Dow Jones in einem fast ununterbrochenen zehnwöchigen Aufwärtstrend, der inzwischen ein Plus von fast 10% aufweist. Nur einmal kam es vor zwei Wochen zu einer kaum nennenswerten Unterbrechung. Das derzeitige Index-Niveau wurde zuletzt im Juni 2008 gesehen. Der Dax steht sogar auf auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Mit einem neuen Rekordhoch von mindestens 8.150 rechne ich noch in diesem Jahr.

Der Januar schloss wie auch bereits der Fünf-Tagesindikator im Plus. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für ein positives Börsenjahr auf rund 95%, was quasi einem Garantieschein gleichkommt. Seit 1950 gab es 28 Jahre, wo sowohl der Fünf-Tagesindikator als auch der gesamte Januar ein Plus aufwiesen. In 26 dieser Jahre kam es zu einem Jahresanstieg. In einem Falle - 1994 - verlor der S&p 500 lediglich 1,5%, was durch Dividendeneinnahmen wieder ausgeglichen wurde. Nur 1966 kam es zu einem Jahresminus von 13%.

Trotz dieser positiven Statistiken gibt allerdings auch etliche Fragezeichen, die nicht unbeantwortet sein dürfen. Die politischen Unruhen in Ägypten werden nicht nur den gesamten Nahen Osten herausfordern, sondern auch die restliche Welt beschäftigen. Die Ölversorgung kann hierdurch beeinträchtigt werden. Auch wenn ich weiterhin einen fallenden Ölpreis bis auf $75 pro Barrel für möglich halte, ist ein zumindest temporärer Anstieg über die $100-Marke nicht auszuschließen.

Auf dem Währungssektor sind der Euro und Dollar der Gunst der Spekulanten ausgesetzt, was zu erheblichen Verzerrungen führen kann. Meine Strategie bleibt hier unverändert. Ab $1,40 zum Euro ist der US-Dollar kaufenswert, während der Euro ab $1,30 interessant ist.

Die hohen Haushaltsdefizite können zu einer Dauerbelastung werden. Zur Zeit sind den Zentralbanken jedoch die Hände gebunden, da es in erster Linie darum geht, das Wirtschaftswachstum zu fördern. Ein nochmaliges Abgleiten in eine Rezession ist um jeden Preis zu vermeiden. Diese Gefahr besteht momentan nicht. Präsident Obama muss sich in den nächsten 21 Monaten auf die Schaffung von Arbeitsplätzen konzentrieren, um seine Wiederwahl im November 2012 zu sichern. Dies ist eine echte Herausforderung.

Trotz dieser Fragezeichen wird sich die Aktienhausse, wenn auch unter Schwankungen, in diesem Jahr fortsetzen. Im Edelmetallsektor konnte sich Silber etwas erholen (zwei grüne Pfeile), ohne jedoch meine Zurückhaltung zu verändern. Gold ist der momentane Verlierer (roter Pfeil) seit Jahresbeginn. Aktien sind dagegen die Gewinner (grüner Pfeil) mit einem Plus von über 4% bei den bekannten Indizes.




Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten werfen etliche Fragezeichen auf. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze lag mit 36.000 (grüner Pfeil) unter den Erwartungen. Man hatte mit demVierfachen gerechnet. Gegenüber dem Vorjahr kam es lediglich zu einem Anstieg von 0,8% (blauer Pfeil), was weit unter einer normalen Erholung liegt Seit dem massiven Abbau von Arbeitsplätzen (rosa Schattierung) bis Anfang 2010 ist es zu keiner stabilen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gekommen. Die anfängliche Verbesserung (grüne Schattierung) beruhte in erster Linie auf temporären Arbeitsplätzen wegen der nationalen Bevölkerungsumfrage, um anschließend wieder Entlassungen (kleine rosa Schattierung und roter Pfeil) zu erzeugen. Dieses Problem hat Priorität für Präsident Obama.




Eine positive Überraschung war der deutliche Rückgang bei der Arbeitslosenrate auf 9% (grüner Pfeil), was jedoch eher als eine statistische Ausnahme zu bewerten ist. Bis hin zu seiner Wiederwahl im November 2012 muss Präsident Obama die Arbeitslosenrate wieder möglichst dicht an die 7,7%-Marke (rote Linie) zurückführen, die zu seinem Amtsantritt im Januar 2009 (roter Pfeil) existierte. Dies ist keine leichte Aufgabe!

















Eine genauere Analyse zeigt, dass die Arbeitslosigkeit primär unter unzureichend Ausgebildeten - keinen Schulabschluss - (roter Pfeil) auftritt. Während sie in diesem Segment über 14% ausmacht, liegt die Arbeitslosigkeit bei Akademikern (blauer Pfeil) nur geringfügig über 4%. Wer nur einen Schulabschluss hat oder Teilstudium absolvierte muss mit einer Arbeitslosenrate von 8% bis 9% rechnen (grüner Pfeil). Eine gute Ausbildung trägt somit Früchte. Wer nichts lernt, bleibt auf der Strecke.




Die produzierende Industrie hat sich in Amerika vom Rezessionstief Ende 2008 (roter Pfeil) inzwischen wieder deutlich erholt und steht auf den höchsten Niveau seit sieben Jahren. Die in Europa häufig zu hörende Kritik, dass Amerika keine industrielle Produktion mehr hat, wird hierdurch widerlegt.




Auch im Dienstleistungssektor - Landwirtschaft, Bergbau, Bausektor, Transport, Kommunikation, Großhandel und Einzelhandel - ist es in den vergangenen zwei Jahren zu deutlichen Verbesserungen (grüner Pfeil) gekommen. Dies ist ein gutes Zeichen für Präsident Obama. Diese Statistiken deuten n
ämlich darauf hin, dass es im Laufe dieses Jahres zu deutlich mehr Neueinstellungen kommen wird. Der Arbeitssektor hinkt bekanntlich hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung hinterher.





Meine Kaufempfehlung von Deutsche Bank bei einem Preis unter 40 Euro (grüne Linie) trägt bereits wieder Früchte. Innerhalb von 10 Wochen stieg die Aktie um 25% und ist jetzt aus dem Abwärtstrend (rote Linie) herausgebrochen (grüner Pfeil). Mein Mindestziel von 50 Euro in diesem Jahr wird sich wahrscheinlich als zu konservativ erweisen. Positionen sind hier weiterhin zu halten und ab 50 Euro mit einem Stopp abzusichern. Aktuell empfehle ich weiterhin die Commerzbank zwischen 5,50 Euro und 6,00 Euro mit einem Kursziel von 7,50 Euro.


Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in einer Woche am 14. Februar.



Heiko Thieme