Dienstag, 18. Januar 2011

Atempause überfällig




Der derzeitige Aufwärtstrend hält seit sieben Wochen an! So etwas hat es zuletzt im Mai 2007 gegeben und kommt sehr selten vor. Eine Atempause ist daher allein aus markttechnischen Gründen überfällig.

Die Nachricht am Wochenende, dass der 55-jährige Chef und (Mit)-Gründer von Apple, Steve Jobs, das Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen zumindest temporär verlassen hat, wird am Dienstag zu einer allgemein schwachen Boerseneroeffnung sorgen und den Aktienkurs von Apple erheblich unter Druck setzen. Am Montag, wo Wall Street wegen des Martin Luther King Feiertags geschlossen war, wurde Apple in Frankfurt fast 7% niedriger notiert. Am Freitag war die Aktie noch auf ein neues Rekordhoch von über $348 gestiegen; vor viereinhalb Jahren, im Juli 2006, stand der Aktienkurs bei $52! Die Marktkapitalisierung von $321 Mrd ist die zweithöchste unter allen Unternehmen der Welt. Lediglich der Ölgigant Exxon Mobil kommt mit $396 Mrd auf eine noch höhere Bewertung. Meine aktuelle Einschätzung zu Apple gibt es auf der Hotline.

Edelmetalle stehen seit Jahresbeginn unter Verkaufsdruck, nachdem dieser Sektor im vergangenen Jahr deutlich führte. Silber ist am stärksten betroffen (rote Pfeile) nach seinem Jahresanstieg von über 80%. Weitere Preisschwäche ist wahrscheinlich, allerdings unter deutlichen Schwankungen.

Der Euro ist unter $1.30 kaufenswert; beim Öl bleibe ich zurückhaltend.



Die Erst-Anträge für Arbeitlslosenunterstützung sind in jüngster Zeit wieder deutlich gestiegen (grüner Pfeil), was eine unmittelbare Verbesserung am Arbeitsmarkt in Frage stellt. Allerdings hat es in der Vergangenheit öfters solche temporären Verschlechterungen gegeben, ohne den Erholungstrend seit April 2009 (roter Pfeil) aufzuheben. Erst die nächsten Wochen werden hierüber eine genauere Aussage zulassen, wobei der vier Wochendurchschnitt (rote Linie) zu beachten ist.



Der Einzelhandel expandiert seit Jahresmitte (blaue Schattierung). Die Umsätze waren im Dezember mit $380 Mrd. die höchsten in der Geschichte und liegen fast 8% (grüner Pfeil) über dem Vorjahresniveau, was im eindrucksvollen Gegensatz zu den schwachen Umsätzten vor zwei Jahren (roter Pfeil) steht. Der Dezember-Anstieg war mit 0,6% (blauer Pfeil) zwar etwas geringer als im November (+0,8), jedoch kann der Einzelhandel mit seinem Weihnachtsgeschäft, das bereits im November begann, zufrieden sein.



Ein leichtes Fragezeichen wirft die jüngste Umfrage der Verbraucherstimmung auf, wo es zu einem leichten Rückgang kam (hellgrüner Pfeil). Allerdings befindet es sich weiterhin deutlich über dem Tiefstand von November 2008 (roter Pfeil). Die weiterhin hohe Arbeitslosenrate beeinträchtigt sicherlich das Stimmungsbarometer, ohne jedoch das Wirtschaftswachstum zu ersticken. Notenbankchef Bernanke spricht von einem Wachstumspotential in diesem Jahr von 3%-4%, was besser ist als noch vor wenigen Monaten angenommen wurde. Seine Niedrigzinspolitik trägt Früchte.



Die Verbraucherpreise sind im Dezember mit 0,5% deutlich mehr als im Vormonat (+0,1) gestiegen. Der primäre Grund hierfür waren höhere Energiekosten. Benzinpreise liegen beispielsweise fast 20% über dem Vorjahresniveau! Noch liegen die Inflationsraten (Kernrate - grüner Pfeil und Gesamtrate - blauer Pfeil) auf einem moderaten Niveau von deutlich unter zwei Prozent. Die Gefahr einer Eskalation auf den Hoechststand von Mitte 2008 (gelber Pfeil) von über 5% ist nicht gegeben. Auch ein Deflationsrisiko wie vor 18 Monaten (roter Pfeil) besteht nicht. Dennoch wird das Inflationsthema wegen der stark gestiegenen Rohstoffe global immer mehr in die Schlagzeilen rücken.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 24. Januar.

Heiko Thieme