Montag, 15. November 2010

Atempause




Nach einer fast ununterbrochenen Börsenrallye seit Anfang September kam es an Wall Street in dieser Woche erstmals zu einer Atempause. In Deutschland endete der Dax dagegen nur geringfügig im Minus. Bis Jahresende rechne ich mit noch etwas höheren Kursen als bisher. Das Potential beim Dow Jones liegt dabei zwischen 11.500 und 12.000, während der Dax bis auf 7.000 steigen kann.

Den größten Verlust gab es im Edelmetallsektor. Nachdem der Goldpreis zu Wochenbeginn einen neuen Hoechststand von fast $1.410 erreicht hatte, setzte ein deutlicher Verkaufsdruck ein. Gewinnmitnahme nach einem so starken Anstieg ist normal. Beim Silber war die Reaktion, nachdem hier die $29-Marke pro Feinunze erreicht wurde, noch stärker ausgeprägt (rote Pfeile) und führte zu einer Korrektur von über 10% innerhalb von drei Tagen. Dennoch liegt der Silberpreis mit einem Plus von über 50% seit Jahresbeginn (grüner Pfeil) weiterhin deutlich vorn. Volatilität wird bei Edelmetallen auch in den kommenden Wochen zu beobachten sein. Meine Empfehlung, Gewinne zumindest teilweise mitzunehmen, bleibt bestehen. Auch der Ölpreis stand unter Verkaufsdruck, nachdem die diesjährige Bandbreite kurzfristig überschritten war. Auch hier gilt meine Zurückhaltung weiterhin.

Der Euro steht wegen erneuter Finanzsorgen einiger Euroländer wie Irland, Spanien, Portugal und Griechenland seit knapp zwei Wochen wieder unter Druck. Übersehen wird hierbei, dass die USA ebenfalls eine historisch hohe Verschuldungsquote hat, was eine nachhaltige Dollarstärke kaum rechtfertigt. Allerdings liegt der Dollar zur Zeit fast 10% unter seiner Kaufkraftparität zum Euro, sodass auch der Währungssektor in dem kommenden Monaten von Volatilität geprägt sein wird.




Ein Vergleich zwischen dem Dow Jones und Gold zeigt, wie sehr sich diese Korrelation zu Gunsten des Goldes verändert hat. Musste man 1999 noch fast 45 Unzen Gold für den Dow Jones bezahlen, so reichen heute rund acht Unzen Gold aus, um ein Dow Jones Zertifikat zu kaufen. Dies ist ein Rückgang von über 80% innerhalb von 11 Jahren. Momentan wird der obere Bereich (rote Linie) des Trendkanals wieder einmal getestet. Bisher hat sich dabei seit 1999 das Gold als bessere Anlage durchgesetzt. Eine weitere Beschleunigung dieses Trends halte ich jedoch für unwahrscheinlich, da ich in diesem Jahrzehnt mit einem neuen Hoechststand beim Dow Jones von bis zu 20.000 rechne und den Goldpreis nicht bei $5.000 pro Feinunze sehe.




Apple weist mit rund $290 Mrd. inzwischen die dritthöchste Marktkapitalisierung unter allen Börsennotierten Unternehmen in der Welt auf. Das größte Unternehmen ist der US-Ölgigant Exxon Mobil mit $362Mrd. gefolgt von PetroChina mit $334 Mrd. Marktkapitalisierung. Vor 10 Jahren gaben viele dem Computerhersteller Apple kaum eine Überlebenschance, als der Aktienkurs auf $10 gefallen war. Inzwischen notiert der Wert bei $316 und hält rund $50 Mrd. Bargeld. Ende Juni beim Kurs von $272 empfahl ich, Gewinne mitzunehmen. Danach fiel der Aktienkurs auf $240 bis Ende August. Da ich mit einem noch niedrigeren Kurs rechnete, verpasste ich den Wiedereinstieg. Auf dem aktuellen Niveau würde ich erneut Positionen abbauen, sofern man sie noch hat. Noch spektakulärer als Apple war die Kursentwicklung von Green Mountain Coffee Roasters im vergangenen Jahrzehnt. Während Apple rund 1.100% seit Anfang 2000 zulegte, stieg der Aktienkurs des Kaffeeherstellers um fast 11.000% und ist damit der Gewinner unter allen US-Aktien in diesem fast 11-jährigen Zeitraum. Während Anleger bei Apple aus $1.000 in 11 Jahren $12.000 machten, kamen Investoren bei Green Mountain Coffee Roasters auf beachtliche $110.000! Der Dow Jones ist dagegen heute in etwa wieder da, wo er vor knapp 11 Jahren war. Aktienauswahl und auch das Timing bestimmen den Anlageerfolg. Beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 30 rate ich beim Kaffeehersteller zur Gewinnmitnahme.




Der Bausektor steckt in den USA nach wie vor in einer Krise. In spätestens drei Jahren sollte jedoch auch hier der Boden gefunden sein. Da die Börse so etwas antizipiert wäre eine Verdoppelung von derzeitigen Niveau bei KB Homes eher eine pessimistische Prognose. Der aktuelle Börsenkurs liegt rund 85% unter dem Hoechstkurs von gut fünf Jahren. Mein Kaufniveau liegt zwischen $10 bis $13 beim aktuellen Kurs von knapp $13. Eine Empfehlung für geduldige Anleger, die kurzfristige Kursschwankungen nicht nervös machen.



Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint am Montag, den 23. November.



Heiko Thieme