Montag, 31. Mai 2010

Sommeranfang



Dies war eines der schwächsten Mai-Ergebnisse in der US-Börsengeschichte. Während der Dow Jones Index den größten Mai-Verlust seit 1940 - also in 70 Jahren - erlitt, war es beim S&P 500 Index das schlechteste Mai-Resultat seit 1962. Für den Freiverkehrsmarkt (Nasdaq) war es das zweithöchste Minus im Mai in seiner 40-jährigen Notierung und wurde nur noch im Jahr 2000 überboten. Meine Warnung
auf der Hotline
vor einem schwachen Mai hat sich somit bestätigt, obwohl ich nicht mit einem so schlechten Monatsergebnis gerechnet hatte. Die Tiefststände in dieser historisch allgemein schwachen Sechs-Monatsphase sind damit fast schon erreicht. Während ich im April primär Gewinnmitnahmen in den Vordergrund stellte, haben jetzt wieder Kaufempfehlungen Priorität. Wall Street und die meisten europäischen Börsen weisen seit Jahresbeginn ein Minus auf. Der bisherige Jahressieger ist das Gold; hier bleibe ich jedoch skeptisch.

Der Ölpreis fiel am 20. Mai (weißer Pfeil) temporär unter die $65 pro Barrel und hat damit meine Prognose seit Jahresbeginn bestätigt. Die anschließende Erholung auf $75 innerhalb einer Woche ist primär technisch bedingt und stellt keinen neuen Aufwärtstrends dar. Der mit zwei wei
ß
en Linien markierte Trendkanal seit September 2009 ist durchbrochen und deutet auf eine weitere Ölpreisschwäche hin. Meine einzige Kaufempfehlung im Energiesektor ist Exxon Mobil um die $60-Marke.


Der Verkauf von Neubauten war im April (blauer Pfeil) aufgrund von auslaufenden Steueranreizen deutlich besser als allgemein erwartet. Das Angebot von Neubauten ist mit 211.000 das niedrigste in 42 Jahren, seit Beginn dieser Statistik! Allerdings kamen Hauspreise weiterhin unter Druck und liegen jetzt auf dem Niveau von 2003. Im kommenden Jahr könnte es zu einer Verknappung von Neubauten kommen, was den Bausektor attraktiv macht.



Renditen von fünfjährigen amerikanischen Staatstiteln liegen nur noch knapp über 2% (rosa Mark
ierung). Nur Ende 2008 und in den ersten vier Monaten von 2009 lagen sie unter 2%. Damit ist die Rendite bei Staatstiteln mit mittlerer Laufzeit niedriger als die Durchschnittsrenditen beim Dow Jones (3%) und S&P 500 Index (2,15%). Dies ist in den vergangenen 50 Jahren nur selten der Fall gewesen und unterstreicht die Attraktivität von Aktien. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wie
sen fünfjährige Staatstitel mit mehr als 6% (blaue Markierung) die höchste Rendite im Jahrzehnt auf.




Betrachtet man die Gewinnerwartungen für die nächsten zwei Jahre, so liegen US-Aktien mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 11 (roter Punkt) leicht unter dem bereinigten Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre. In dieser Betrachtung von Morgan Stanley wurden die Jahre 1998 bis 2006 wegen überdurchschnittlich hoher KGVs ausgeklammert. Eine solche Analyse ist sicherlich konservativ und unterstreicht, dass Aktien zur Zeit nicht überteuert sind.



Unternehmensgewinne haben sich im ersten Quartal 2010 von ihrem Einbruch (roter Pfeil) vor einem Jahr inzwischen wieder deutlich erholt (grüner Pfeil). Seit 1936 betraegt der inflationsbereinigte Gewinntrend 2,2% (hellblauer Pfeil). Weitere Verbesserungen sind bei den Gewinnen im S&P 500 Index zu erwarten, wie das nächste Schaubild zeigt. Damit wird sich der langfristige Gewinntrend inflationsbereinigt auf 2,75% erhoehen.



Bei diesem Schaubild handelt es sich um die Gewinne nach Steuern in der offiziellen staatlichen Statistik. Hier sind die früheren Höchststände zwischen 2006 und 2007 bei den Gewinnen nicht nur wieder erreicht sondern sogar bereits überschritten worden (blauer Pfeil). Der tatsächliche Gewinneinbruch (violetter Pfeil) und auch Rückgang auf Jahresbasis (roter Pfeil) gehören somit der Vergangenheit an. Die Börse hat dies noch nicht voll honoriert.




Die im März vergangenen Jahres begonnene Hausse ist inzwischen knapp 15 Monate alt und damit eine der Jüngsten. Lediglich drei (rote Markierungen) der insgesamt 16 Haussen seit 1932 waren kürzer. Im Durchschnitt dauerten die Haussen 45 Monate. Die derzeitige Hausse müsste daher noch zweieinhalb Jahre dauern, um den Durchschnitt zu erreichen.

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Am Montag sind die US-Börsen wegen des Heldengedenktags (Memorial-Day) geschlossen. Mit diesem Memorial-Day Wochenende beginnt für Wall Street die Sommersaison drei Wochen fr
ü
her als der offizielle Kalender. Der B
ö
rsensommer endet mit Anfang September (Labor-Day Wochenende) auch drei Wochen fr
ü
her als der offizielle Kalender. Der nächste Blog folgt in einer Woche.


Heiko Thieme