Sonntag, 21. Februar 2010

Weitere $-Erholung



Wall Street hat sich von dem bisherigen Jahrestief vom 8. Februar mit einem Plus von rund 5% innerhalb zwei Wochen wieder deutlich erholt. In den vorangegangenen drei Wochen vom 20. Januar bis 8. Februar war es zu Indexverlusten von gut 8% gekommen. Eine klassische Korrektur von mindestens 10% wurde somit bisher seit Beginn dieser Hausse vor knapp einem Jahr vermieden. Anders war es in Deutschland, wo der Dax bereits zweimal - im Juni/Juli und jetzt im Januar/Februar - jeweils mehr als 10% einbüßte. In Japan gab sogar drei Korrekturen - im Juni/Juli, August/November und Januar/Februar.

Der Februar hat jetzt alle Chancen, in dieser Woche sein bisheriges Plus erfolgreich zu verteidigen. Vor zwei Wochen sah es für den normalerweise zweitschlechtesten Börsenmonat noch ganz anders aus. Die Unternehmensgewinne haben größtenteils deutliche Verbesserungen gezeigt, sodass die Bewertungsbasis historisch betrachtet nicht zu hoch ist. Das noch vorhandene Minus seit Jahresbeginn (rosa Markierung in der Tabelle) kann an Wall Street noch diese Woche überwunden werden. Allerdings wird es beim Dax schwerer sein, da ein nochmaliges Plus von 4% wie in der vergangenen Woche hierzu notwendig wäre.

Der Ölpreis hat innerhalb von zwei Wochen über 10% zugelegt und flirtet jetzt bereits wieder mit der $80-Marke. Ein Preisrückgang von 20% wäre durchaus gerechtfertigt und ist nach wie vor meine Prognose. Allerdings wird der Markt nicht immer von der Angebot/Nachfrage Korrelation beeinflusst, sondern Spekulation kann wie jetzt den Markt kontrollieren. Auch beim Gold ist neues Kaufinteresse zu erkennen; Newmont Mining (NEM) - von mir auf der Hotline empfohlen - hat inzwischen über 10% innerhalb drei Wochen zugelegt. Positionen sind jetzt mit einem Stopp abzusichern. Der große Verlierer seit Jahresbeginn ist der Euro (roter Pfeil).




Die Kaufkraftparität gegenüber dem US-Dollar liegt zwischen $1,30 und $1,25. Dieser Kaufkraftkorridor wurde vor einem Jahr fast voll durchlaufen, als ich den Kauf von Euros empfahl. Eine Rückkehr auf dieses Niveau ist in den nächsten drei Monaten durchaus denkbar. Die hohe Verschuldung bis hin zur Insolvenz in Griechenland bedeutet jedoch keinesfalls das Ende des Euros; allerdings stellt es eine zumindest temporäre Belastung für den Euro dar. Am Donnerstag wurde die $1,35 Marke kurz unterschritten und damit die Unterstützungslinie (gelb) durchbrochen.




Das Inflationsthema wird immer wieder auftauchen. Während die Erzeugerpreise im Januar mit einem auf das Jahr hochgerechneten Anstieg von über 16% (!) einige Marktteilnehmer nervös machte, zeigt der Verbraucherpreisindex, der für die US-Notenbank weitaus wichtiger ist, keine akute Inflationsgefahr auf. Der Gesamt-Index steht bei 2,7% (grüner Pfeil) während die Kernrate - ohne Nahrungsmittelkosten und Energiepreise - weiterhin unter der 2%-Marke (lila Linie) liegt. Im Januar kam es hier sogar erstmals seit 1982 zu einem Rückgang von 0,1%. Den bisher größten Inflationsdruck(roter Pfeil) gab es im Juli 2008, als der Ölpreis auf fast $150 pro Barrel gestiegen war. Meine Prognose von einem Rückgang auf $80 innerhalb von 6 Monaten wurde von kaum jemanden akzeptiert. Im Januar vergangenen Jahres fiel der Ölpreis sogar kurzfristig auf fast $30 pro Barrel! Der Verbraucherpreisindex fiel daraufhin im Juli 2009 (blauer Pfeil) auf Minus 2%, was Deflationswarnungen auslöste. Weder Deflation noch Inflation stellen akute Probleme für die US-Wirtschaft dar. Die überraschende Diskontsatzerhöhung der Notenbank am Donnerstag nach Börsenschluss wird keine Zinslawine auslösen. Die Notenbank will mit diesem Schritt die Banken animieren, Kredite am Geldmarkt aufzunehmen anstatt es sich von der Notenbank zu leihen.

Logik ist relativ. Dies zeigt das kurze Video von Ted.com (blaue Schriftzeichen oben anklicken).

Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline, die in diesem Jahr das 24. Jubiläum feiert. Der nächste Blog erscheint Anfang März.

Heiko Thieme