Montag, 1. Februar 2010

Negativer Januar


Die Wahrscheinlichkeit für ein positives Börsenjahr reduziert sich durch einen negativen Januar von über 90% auf gut 50%. Daher bereits jetzt schon von einem negativen Börsenjahr zu sprechen, wäre falsch, zumal der Fünf-Tages-Indikator positiv verlaufen war. Auch im vergangenen Jahr endete der Januar im Minus, und zwar mit dem schlechtesten Januarergebnis seit Bestehen des Dow Jones vor 114 Jahren. Dennoch entwickelte sich das Gesamtjahr durchaus positiv und gehört zum ersten Drittel in der Geschichte des Dow Jones. Dies bestätigte die größere Treffsicherheit des Fünf-Tages-Indikators, der voriges Jahr auch im Plus schloss. Seit 1950 kam es in den Jahren, wo der Fünf-Tages-Indikator ein Plus aufwies und der Januar dennoch im Minus endete, in zwei Drittel der Fälle zu einem Jahresanstieg. Soweit die Statistik.

Meine Prognose von einem Jahresplus von 7% - 13% bleibt somit bestehen. Allerdings rechne ich in den nächsten Wochen mit der ersten Korrektur von mindestens 10% seit Beginn dieser Hausse im März vergangenen Jahres. Dies ist eine Kaufgelegenheit auch für diejenigen, die bisher nur Zuschauer waren. Beim Öl bleibe ich weiterhin zurückhaltend; auch beim Gold warte ich noch auf ein etwas niedrigeres Niveau, bevor Rückkäufe zu tätigen sind. Eile ist also insgesamt nicht geboten. Erst wenn Aktien mindestens 20% unter den Hoechstkursen seit März 2009 liegen, kommen sie auf meine Empfehlungsliste. Die Hotline nimmt hierzu täglich Stellung.



Die amerikanische Wirtschaft legte im vierten Quartal mit (annualisierten) 5,7% (blauer Pfeil) das beste Ergebnis in sechs Jahren vor. Allerdings beruhte mehr als die Hälfte dieses Anstiegs auf dem Aufbau von Lagerbeständen, während der Konsum sich nur um 2% verbesserte. Das Gesamtjahr war mit einem Minus von 2,4% im Durchschnitt das Schwächste seit 1946, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit Mitte vergangenen Jahres (blaue Markierung) befindet sich Amerika in einem Aufschwung, der jedoch relativ langsam verläuft. Dem Verbraucher fehlt die Kraft, diesen Aufschwung entscheidend zu unterstützen. Die hohe Arbeitslosigkeit von über 10% und die weitere Schwäche im Immobilienmarkt, sowie die Kreditverknappung bei Banken, sind nur schwer zu überwindende Hindernisse. Das Wachstum wird somit in diesem Jahr die 3%-Marke kaum erreichen. Unternehmensgewinne werden sich dennoch deutlich erholen, da sie historisch betrachtet aus einer sehr tiefen Talsohle kommen. Die Rezession (rosa Markierung) gehört der Vergangenheit an.



Die Herstellungsindustrie weist seit einem Jahr deutliche Verbesserungen auf. Die Rezession ist seit Juni 2009 überwunden, als dieser Index über die 43%-Marke (rote Linie) stieg. Zwar schrumpfte der Industriesektor noch bis August bevor die 50%-Marke (blaue Linie) genommen wurde, jedoch begann sich bereits die Gesamtwirtschaft zu erholen. Die Herstellungsindustrie macht lediglich rund 20% der US-Wirtschaft aus. Der jüngste Anstieg (blauer Pfeil) deutet auf eine zugige Erholung in diesem Marktsegment hin. Allerdings ist die Kapazitätsauslastung noch viel zu gering, um bereits nachhaltig neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies wird frühestens ab Jahresmitte passieren.

Der Februar war seit 1950 der zweitschwächste Börsenmonat im Jahresverlauf - der September nimmt den letzten Platz ein. Der positive Monatsauftakt zu Wochenbeginn beruht lediglich auf einer technisch überverkauften Situation, die kaum von Dauer sein wird. Im Februar oder März wird diese Korrektur ihren Tiefpunkt erreichen. Weitere Einschätzungen und Empfehlungen auf der Hotline. Der nächste Blog erscheint in einer Woche.

Heiko Thieme