Donnerstag, 30. April 2009

100 Tage Obama





Die amerikanische Wirtschaft war mit einem Minus von über sechs Prozent im ersten Quartal fast ähnlich schwach wie das vierte Quartal von 2008. Allerdings beruhte ein Teil dieses Rückganges auf den Abbau von Lagerbeständen, was für die kommenden Quartale eher wachstumsfördernd ist. Der Konsum war nicht so schwach wie befürchtet wurde. Die Rezession befindet sich jetzt im sechsten Quartal und ist 16 Monate alt. Spätestens zu Jahresende erwarte ich eine allmähliche Wachstumserholung, die jedoch nicht sehr ausgeprägt sein wird. Zu viele Probleme sind noch zu lösen, bevor ein nachhaltiger Wirtschaftsaufschwung eintreten kann.

Wall Street hat die erste Hochrechnung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP in deutsch und GDP in englisch) mit deutlichen Kursgewinnen begrüßt. Selbst die Ausweitung der Schweinegrippe zu einer globalen Epidemie hat die Kauflust der Anleger nicht eingeschüchtert. Der April kann beim S&P 500 Index der beste Börsenmonat dieses Jahrzehnts werden. Das Plus beträgt bereits 9,5%. Nur der März im Jahr 2000 war mit 9,7% geringfügig besser.

Obama ist nunmehr seit 100 Tagen im Weißen Haus. Seine Popularität ist historisch betrachtet mit 63% relativ hoch. Aber auch Präsident Bush hatte vor acht Jahren eine ähnlich hohe Bewertung kurz nach Amtsantritt. Obamas politische Leistungen werden von der amerikanischen Bevölkerung etwas skeptischer als seine Popularität gesehen. Hier kommt der Präsident nur auf die Note Befriedigend. Ich selbst würde dagegen für eine Zwei plus plädieren. Zwar ist bisher kaum eines der anstehenden Probleme gelöst, jedoch hat sich Obama nicht gescheut, die innen- und außenpolitischen Herausforderungen anzupacken. Das Image Amerikas ist bereits deutlich verbessert worden. Der Bundeshaushalt weist zwar in absoluten Zahlen die höchste Verschuldung in der Geschichte Amerikas auf, jedoch ist dies notwendig, um aus der schwersten Rezession in über 70 Jahren herauszukommen. Afghanistan kann ein Vietnam für Obama werden. Fragezeichen gibt es genug. Dennoch verdient sein Führungsstil Beifall.

Wall Street hat sich seit seinem Amtsantritt nach anfänglicher Schwäche wieder erholt. Der Freiverkehrsmarkt (Nasdq) weist inzwischen sogar ein Plus von 12% auf, während der Dow Jones noch leicht im Minus liegt. Auch der Ölpreis hat die Tiefststände von 34 Dollar pro Barrel mit einem Anstieg von 50% überwunden. Der Aktienmarkt befindet sich seit Anfang März in einer neuen Hausse, die bereits einen Anstieg von fast 30% erzielt hat. Obama muss sich jetzt in den nächsten 100 Tagen seinen Vertrauensvorschuss verdienen.

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Heiko Thieme