Donnerstag, 12. Februar 2009

Klarsicht

Tagesveränderung
11.Feb. vs. 10.Feb.
Dow: 7.940 / + 0,6 %
S&P 500: 834 / + 0,8 %
Nasdaq: 1.531/ + 0,4 %
Dax: 4.530 / + 0,5 %
EUR/$: 1,291 / + 0,2 %
Gold: $938 / + 2,4 %
Öl(WTI): $36 / - 5,8 %

Das Stimulanzpaket ist fast unterschriftsbereit. Beide Kongress-Kammern haben sich auf eine Summe von knapp 800 Milliarden Dollar geeinigt. Arbeitsplatzbeschaffung stand dabei im Vordergrund. Der größte Teil des Pakets beruht auf Regierungsprogrammen, während ein Drittel Steuersenkungen ausmacht. Die endgültige Abstimmung wird in den nächsten zwei Tagen erwartet, um dann spätestens am Montag zur Feier des Präsidentschaftstages von Obama unterschrieben zu werden. Je schneller das Paket in die Tat umgesetzt wird umso besser die Aussichten, noch in diesem Jahr die Talsohle der Rezession zu erreichen und neues Wachstum zu kreieren.

Ohne ein vernünftiges Finanzprogramm für Banken und Versicherer kann das Stimulanzpaket jedoch kaum erfolgreich sein. Hier ist das Finanzministerium gefordert, in den nächsten Wochen mit konkreten Vorschlägen zu kommen. Der gestrige Auftritt von Finanzminister Geithner vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses war ein glatter Fehlschlag und kostete den US-Aktienmarkt rund 500 Milliarden Dollar. Ähnlich hoch war der Verlust der Marktkapitalisierung während des Börsencrashs vom 19. Oktober 1987.

Egal wie komplex die Sanierung des Finanzsektors auch sein mag, Simplizität ist gefragt. Hier nun mein Vorschlag: Wenn die US-Regierung zwei Billionen Dollar zur Verfügung stellt und mit dieser Summe alle faulen (bonitätsschwachen) Kredite aufnimmt und damit die Banken und Versicherer entlastet und wieder aktionsfähig macht, würde dem nächsten Wirtschaftsaufschwung nur noch wenig im Wege stehen. Im Gegenzug erhält der US-Staat eine 20%-ige Beteiligung am Finanzsektor in Form von Aktien. Da der Staat keinen Zeitdruck hat, können die "Faulen Kredite" durchaus bis zur Fälligkeit gehalten werden. In der Mehrzahl der Fälle wird es dabei zu einer vollen Auszahlung kommen. Da der Staat diese Papiere zu einem teilweise deutlichen Abschlag gekauft hat, da sie bereits so in den Büchern der Banken und Versicherer verbucht sind, erzeugt dieses Paket mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Verluste sondern erzielt sogar einen Gewinn. Zusätzlich profitiert der Staat von seiner Aktienposition im Finanzsektor. Diese Gewinne sollten dem Social Security Fund (Staatlicher Versicherungsfond) und dem Medicare Fund (Krankenversicherungsfond) zufließen. Damit würde man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits würde das Bankensystem wieder funktionsfähig und andererseits die Finanzlücke bei beiden Staatsfonds reduziert. Einfacher geht es nicht.

Wall Street konnte sich heute am Ende gut behaupten, dennoch war eine gewisse Nervosität nach dem gestrigen Kurseinbruch zu verspüren. Bisher haben die Tiefstände vom 20. November gehalten. Bleibt es dabei, so ist die 9.000 Marke beim Dow Jones in den kommenden Monaten keine Unmöglichkeit, wenn auch weiterhin ein Schwitzbad nur für Nervenstarke. Die Einzelhandelsumsätze für Januar werden am Donnerstag eine Stunde vor Börseneröffnung veröffentlicht. Allgemein wird ein erneuter Rückgang erwartet, da das Verbrauchervertrauen unverändert schwach ist. Nur eine positive Überraschung, mit der ich nicht rechne, könnte den Börsenbeginn beeinflussen. Die Verabschiedung des Stimulanzpakets hat bei Börsianern momentan Vorrang.

Weitere Einschätzungen und spezifische Empfehlungen auf der Börsenhotline.

Die Thieme Hotline:
Deutschland: 09001 / 191 192 (EUR 0,69/Minute)
Schweiz: 0901 / 266 277 (CHF 1,00/Minute)
Österreich: 0900 / 500 515 (EUR 0,68/Minute)
Alle Angaben ohne Gewähr.

Ihr Heiko Thieme